Authentische Sexualiät? Hä was?
Unser Sexualverhalten ist der Spiel- und Tümmelplatz aller unser gesammelter Muster. Soviel haben wir – aufgrund des Riesen Tabus in der Sexualtät – aufgedrückt bekommen, dass wir gar nicht mehr spüren, was unser Körper, unsere Seele, unser Geist sich wünscht im innigsten Kontakt mit unseren Mitmenschen. Wir haben ein „Genital Hole“ wenn es darum geht, unsere lustvollsten – aber auch unsere verletzlichsten Körperteile zu fühlen, oft sowohl emotional als auch körperlich.
Und wir haben ein Genital Hole als Gesellschaft: Wir kennen das Brunftverhalten von Hirschen. Wir wissen, wie Fliegen sich paaren und ein paar wissen sogar, wie Schlangen sich vermehren. Weisst Du was Bonobos machen? (Das sind genetisch gesehen unsere nächsten Verwandten. Sehr aufschlussreich). Aber wissen wir, was eigentlich biologisch unsere Bedürfnisse sind? Was wir leben würden, wenn wir nicht von Tabus, Regeln, Scham regiert wären und uns spüren könnten. Hmm, was ist ein menschengerechte Sexualität?
Und noch spannender: Was ist deine ureigene, authentische, selbstliebende und selbstwertschätzende und gleichzeitig wunderbar empathische und verbundene Sexualität? Wir haben – aufgrund unserer Erfahrungen in der Vergangenheit – verlernt uns selbst, unsere Gefühle, unsere Bedürfnisse, unser wahres Ich zu spüren, wenn wir in Kontakt mit Menschen treten, mit welchen wir verbunden sind oder verbunden sein wollen. Wir haben gelernt, bei unserer Authenzitität Abstiche zu machen für Verbindung.
Diese Authenzität wiederzurückzugewinnen in der Situation, in welcher wir am verletzlichsten sind, gibt uns die totale Superpower in allen anderen Situationen. Und let me tell you: Es macht auch unglaublich Spass, sie in der Sexualität zurückzugewinnen. Das ist viel lustiger als in der Therapie.
Was ist eine menschengerechte Sexualität?
Ooooohh, wie lange darf ich darüber reden? Ah Seich, nur kurz, das ist ja eine Webseite. Es sei an dieser Stelle z.B. auf das Buch „Sex at Dawn“ von Christopher Ryan and Cacilda Jethá verwiesen. Und auf die umfangreiche Literatur aus der Tantra-Welt und darüber, was Extase sein kann.
Hier ein paar biologische und antropologische Fakten zum gluschtig machen:
Mehr gefällig? Ich empfehle die Bücher “Sex – die wahre Geschichte“ von Christopher Ryan und Cacilda Jethá, „Orgasm Unleashed“ von Eyal Matsliah oder auch den Klassiker „The Ethical Slut“ von Janet W. Hardy und Dossie Easton … oder auch „Mother Nature“ von Sarah Blaffer-Hrdy.
Authentizität, Sicherheit und Bindung
Wem jetzt obige Sätze dazu anregen, zu hinterfragen ob Rumgevögle sei das Wahre sei für uns, dem sei dazu „Polysecure“ von Jessica Fern sei ans Herz gelegt. Was in Monogamie an Sicherheit, Bindung, Vertrauen möglich ist, ist nach meiner Ansicht absolute Voraussetzung, wenn man was anderes leben möchte.
Ich habe professionell so oft die Erfahrung gemacht, dass es möglich ist, ungeachtet des Beziehungsmodells seine Wünsche und Bedürfnisse auf eine Weise zu kommunizieren – und auch offen und transparent auszuleben – welche niemanden verletzt und alle involvierten bereichert. Es ist möglich, eine Ehe zu öffnen und Seitensprünge nicht als solche zu verstehen sondern in Elemete des Vertrauens- und Verbingungsgefühls zu transformieren – egal wie verkorkst die Situation am Anfang erscheint. Oder es möglich, scheinbar gegensätzliche Wünsche nach Freiheit und Sicherheit in Beziehung in Einklang zu bringen.
Dies erfordert nach meiner Erfahrung jedoch eine Auseinandersetzung mit und das Verständnis von sich selbst, sowie ein darin verwurzeltes Vertrauen in die Authentizität seiner Bedürfnisse – emotional wie physisch. Es erfordert auch das Erlernen von empathischer Kommunikation und die Fähigkeit, unsere Gegenüber als vollkommen zu verstehen.
Dies mag zunächst wie ein mühsamer Weg erscheinen, aber es ist ein Weg in die Freiheit, in die Grösse und zur ureigenen Lebenskraft.
Ich liebe es, Menschen und Partnerschaften in der Findung ihrer ureignenen Wahrheit des Beziehungsmodells zu begleiten.
Sexualität – Authentizität geht auch in Verbindung. Und das im Bett (oder wo auch immer) zu lernen ist lustiger als beim Psychologen.
„Selbstliebe: Masturbation. Ja, das mache ich stundenlang. Und ich spiele mit mir und zeige mir selbst wie wertvoll ich bin.“ Wer kann das von sich sagen? Kleiner Teaser: ich auch nicht so. Bin nicht heilig.
„Selbstliebe: Ich übergehe meine Grenzen nicht, auch nicht um in Verbindung mit jemanden zu sein oder zu bleiben.“
„Selbstliebe: Ich weiss, ich bekomme meine Bedürfnisse erfüllt und ich muss damit nicht die Grenzen von jemand anderem übergehen.“
„Selbstliebe: Ich wage auszusprechen, was mir wichtig ist.“
Viele von uns können das nicht. Wo wir das wohl gelernt hatten? Es ist eher ein verlernen: Ein Baby spielt mit sich selbst, mit jedem Körperteil, den es entdecken kann, Arme, Beinde, Zehen, Genitalien. Und es blabberlet und sabberet und es ist ihm egal, was andere denken. Ein Baby kommuniziert alle seine Bedürfnisse. Ein Baby geht davon aus, dass es wertvoll genug ist, diese erfüllt zu bekommen.
Und wir Erwachsenen?
Eine Theorie, das zu erklären ist: Wir haben zwei Hauptbedürfnisse: Authentizität und Verbindung. Das Bedürfniss, voll uns selbst zu sein und das Bedrürfnis mit anderen verbunden zu sein. Als Kind ist die Verbindung essenziell. Ohne Verbindung zu den Bezugspersonen würden wir sterben. Und wenn Authentizität in Konkurrenz ist zu Verbindung, entscheiden wir uns für Verbindung: Wir lernen, still zu sein obwohl wir eigentlich lauthals singend auf dem Fahrrad Slalom auf dem Innenhof fahren wollen – weil ein Erwachsener das nicht will; wir lernen unser Gefühle nicht auszudrücken, obwohl wir gerade sau scheisse behandelt worden sind und eine verdammte Wut im Bauch haben – weil die Wut von den Erwachsenen nicht ausgehalten werden konnte, wir lernen die Oma nett und höflich anzulächeln obwohl wir ihr eigentlich sagen wollen, dass sie stinkt – weil die Eltern gesagt haben, dass man die Grosseltern zu respektieren hat.
Oh holla die Waldfee. Wie soll ich da denn meinem Liebsten sagen, was ich wirklich will? Ich darf ja meiner Nase nicht vertrauen, die sagt, dass die Oma stinkt, ich darf meinen Gefühlen nicht vertrauen, obwohl mir diese die Grenzen und Bedürfnisse meines Körpers kommunizieren. Und ich darf meiner Stimme nicht Raum geben um meiner Freude Ausdruck zu verleihen.
Good News: Unser Körper kann das alles noch immer. Und wenn er lernt, das auf dem Rücken, nackt, mit zu 100% aktiviertem Parasympatikus (das heisst in totaler Entspannung) und vor einem Liebsten/einer Liebster auszudrücken, dann können wir’s überall: Stehend, mit Kleidern, im Konferenzraum und vor dem Businesspartner. Drum ist Sex-Therapie so effizient. Und ja, es ist lustiger als beim Psychologen und es ist so viel einfacher, dran zu bleiben.
Sexualkraft = Lebenskraft
Deshalb ist eine freie, authentische, volle und in empathische Verbindung gelebte Sexualität eine echte Lebenskraft. Da alleine ist schon eine Superpower.
Aber es geht noch weiter: Sexualität kann Gebet sein, sie kann heilen, sie kann manifestieren, sie kann befruchten und gebären. Sie kann Extase sein. Die Verbindung zum Grossen Ganzen, das in uns und unserem Gegenüber ist.
Diese Kraft zu leben, ist magisch. Und diese Magie hat jeder, jede und jedmensch in sich. Auch du.